Gedenken an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – 70 Jahre St. Michaelskapelle

28. September 2021

Am kommenden Sonntag, dem 3. Oktober 2021, findet das gemeinsame Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft an der St. Michaelskapelle statt. Der Gottesdienst, in den diese Feier eingebunden ist, beginnt um 10:30 Uhr und wird von der Kolpingkapelle musikalisch mitgestaltet. Hierzu ergeht herzliche Einladung.

 

In diesem Jahr feiern wir den 70. Jahrestag der Einweihung der St. Michaelskapelle. Diese wurde im Jahr 1951 in Eigenleistung durch die Bürgerschaft der Gemeinde Weyher errichtet. Der rote Sandstein stammt aus den Steinbrüchen des Dorfes. Gleichzeitig wurde die umgebende Weinbergsgemarkung in „Michelsberg“ umbenannt. Seine bisherige Bezeichnung war „Rötzberg“, wohl wegen der rötlichen Farbe des Bodens, der aus Rotliegendem und Schiefergestein besteht. Die an der Kapelle in Stein gemeißelte lateinische Inschrift „ex voto“ (zum Gelöbnis) erinnert an ein Versprechen, das am 16. März 1945 der hiesige Pfarrer Martin Wothe (1875 – 1969) gegeben hatte, als er die Bombenangriffe auf die Stadt Landau beobachtete: Wenn das Dorf vor Zerstörung bewahrt bleibe, solle eine Kapelle gebaut werden, die an das Inferno des Krieges erinnere und zum Frieden mahne.

 

Der heilige Erzengel Michael wird gesehen als Beschützer der christlichen Kirche, Helfer in Not und Gefahr und steht dem Menschen in schweren Zeiten und in seiner letzten Stunde bei. Er gilt als Schutzpatron der Deutschen sowie Patron der Ritter und Soldaten. Eine Darstellung als „Seelenwäger“ am Tag des jüngsten Gerichts  befindet sich seit 1890 im Altarraum der Weyherer Pfarrkirche auf dem Südfenster.

 

Der Speyerer Bischof Dr. Josef Wendel weihte am 30. September 1951 die Kapelle, deren Innenwand oberhalb des Altars ein Mosaik des Erzengels Michael als Bezwinger des Teufels in Gestalt des Drachen schmückt. “Wer ist wie Gott?“, die wörtliche Übersetzung des hebräischen Mi-ka-el, soll der Satan als letzte Worte vor seinem Sturz vernommen haben. Die lateinische Inschrift „Lux perpetua luceat eis“ (Das ewige Licht leuchte ihnen) gilt den zahlreichen Opfern der Weltkriege aus der Gemeinde. An den beiden Seitenwänden wurden 1976 zwei Sandsteintafeln angebracht, die namentlich an alle gefallenen und vermissten Männer erinnern: 28 im Ersten Weltkrieg und 56 im Zweiten Weltkrieg. Für viele gab es kein Grab, das man mit Blumen schmücken konnte. Mit der Michaelskapelle haben ihre Familien eine Gedenkstätte am schönsten Aussichtspunkt von Weyher bekommen. Jedes Jahr wird hier am Sonntag um den 29. September, dem Gedenktag des heiligen Michael, der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Mit der Flurbereinigung 1972 wurde das Gelände um die Kapelle herum abgetragen. Seither ragt sie deutlich als Wahrzeichen des Michelsbergs aus den Weinbergen heraus.

 

Die St. Michaelskapelle ist ein Mahnmal wider das Vergessen. Es ist ein Ort der Demut und Stille, der uns deutlich macht, in welche Abgründe jede Form von Rassismus, Gewalt und Hass führen. Er fordert auf, nie nachzulassen, uns für das friedliche Miteinander in unserem Land und auf der Erde einzusetzen. Die grandiose Aussicht und die Schönheit der umgebenden Landschaft verpflichtet uns gleichermaßen, unsere Natur zu schützen. Eine neue Informationstafel wurde zum Jubiläum aufgestellt. Auf ihm sind die geschichtlichen Hintergründe erläutert und es ruft dazu auf die Kapelle und deren Umfeld entsprechend zu respektieren.

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