Das Engagement der Bürger macht Eindruck

12. Juli 2019, Rheinpfalz

Ist das beschauliche Weyher mit seinen 600 Einwohnern tatsächlich das schönste Dorf in Europa? Diese Frage wird erst bei der Preisverleihung des Wettbewerbs „Entente Florale“ am 28. September im österreichischen Haus im Ennstal in der Steiermark beantwortet. Jedenfalls nahmen die Juroren, die aus acht europäischen Ländern in die Pfalz gekommen waren, bei ihrer vierstündigen Besichtigungstour am Mittwoch viele gute Eindrücke mit.

Weyher ist in diesem Jahr der einzige Ort aus Deutschland in diesem Wettbewerb. Insgesamt wurden 14 Teilnehmerstädte und -dörfer aus acht Ländern ausgewählt. Aus den Anfängen im Jahr 1975, als es sich, wie der Name „Florale“ schon sagt, mehr oder weniger um einen Blumenschmuckwettbewerb handelte, haben sich die Schwerpunkte bis heute ganz anders entwickelt. So spielen neben der gezielten Entwicklung und Erhaltung des Ortsbildes das Engagement der Bürger und die Qualität des Lebens im Ort, die Einbindung der Jugend in ökologischen Fragen und der Erholungswert für den Tourismus eine Rolle. Immer wieder fiel das Wort Nachhaltigkeit. Hier gibt es doch andere Bewertungskriterien, als man sie vom Bundes- und Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ kennt.
Gerade was das Engagement der Einwohner angeht, konnte Weyher die Jury beeindrucken, was deren Vorsitzender Rudi Geerardyn aus Belgien in der Abschlussbesprechung auch deutlich machte. „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Ihr habt euch alle super eingebracht!“ Das deutsche Jurymitglied Rüdiger Kirsten sagte: „Das Engagement der Menschen steht wirklich sehr im Vordergrund des Wettbewerbs, hier nicht zuletzt die Frage, wie die Leute mit dem umgehen, was sie im Ort haben.“
Martin Ziegler, zusammen mit Michaela Wappler-Dorst große Triebfeder der Vorbereitungen für den Wettbewerb, erläuterte im Hof des Luisenstifts das Konzept der Mülltrennung und -verwertung für Weyher. Die Jury stellte nicht nur hier immer wieder kritische Fragen. Interessant die Präsentation von Weinen aus Weyher an der Michaelskapelle inmitten der Weinberge. Dazu kam noch eine fachkundige Erläuterung, welch verschiedene Böden man hier und in den angrenzenden Gemeinden findet. So den in der Pfalz einmaligen Grauschiefer. Das machte durchaus Eindruck.
Die vielen offenen Höfe mit blühenden Blumen und Grünpflanzen kamen sehr gut an. Das soll schon etwas heißen, ist das italienische Jurymitglied Fulvia Grandizio doch als Gärtnerin für die Gestaltung und Pflege der Gärten im französischen Königsschloss Versailles zuständig. Gefallen fand auch die gute Harmonie zwischen älteren und ganz neuen Gebäuden.
Vermisst wurden im Ort allerdings ein Spielplatz für die größeren Kinder und ein Sportplatz. Gut sei hingegen die Aufstellung von Insektenhotels, wobei die Anzahl noch erhöht werden sollte. Die Jury wünschte sich ein paar mehr Bäume im Ort, besonders in Neubaugebieten.
Begonnen hatte die Besichtigung schon kurz nach acht Uhr, als die Delegation im derzeit in der Renovierung befindlichen Dorfgemeinschaftshaus begrüßt wurde. Am Abend zuvor hatte die Jury bereits die Vorzüge deftigen Pfälzer Essens im „Schweizerhaus“ hoch über Weyher genossen.
Für viele der Anwesenden etwas überraschend parlierten sowohl Ortsbürgermeister Andreas Möwes (CDU) und Landrat Dietmar Seefeldt (CDU) bei ihrer Begrüßung ausschließlich in englischer Sprache, wie auch Rudi Geerardyn, obwohl dieser der deutschen Sprache sehr gut mächtig ist. Es gab auch keine Übersetzung ins Deutsche. Die Vorstellungen und Erklärungen an den Stationen erfolgten ebenfalls ausschließlich in Englisch.
Andres Möwes sagte im Vorfeld: „Weyher soll für seine Bürger weiterhin die Heimat sein, in der sie sich wohlfühlen und gerne leben.“ Dietmar Seefeldt lobte die typischen Vorzüge des Dorfes: „Nicht nur die Gebäude, sondern vor allem die Menschen hier machen Weyher zu etwas Besonderem.“
Die Idee, die etwas weiter auseinander liegenden Besuchsstationen Friedhof, Glockenbrunnen, Kehr, Kirche, Kreuz in der Spring, Luisenstift, Michaelskapelle und Rathaus mit dem „Schoppebähnel“ anzufahren, gefiel dem Komitee sehr gut.

RHEINPFALZ

von Heinz Lambert

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